„Atme!“
Die Stimme aus dem Lautsprecher hatte Mühe, das anschwellende Surren des Propellers zu übertönen.
„Atme, verdammt noch mal!“
Hector hielt weiter die Luft an. Sein Brustkorb schien sich immer weiter auszudehnen, die Rippen schienen sich zu spreizen, ein dumpfer Druck breitete sich zwischen seinen Schläfen aus.
Er starrte an das Ende des Tunnels, wo ein riesiger Rotor Gas zu ihm hertrieb, ein kühles Gemisch, das sich an die Haut schmiegte wie ein seidenes Laken.
Hector rüttelte an den Gurten, die ihn an ein Aluminiumgestell fesselten. Sie gaben keinen Millimeter nach.
Immer mehr Gas wurde in die Röhre gedrückt; die Windstöße wurden heftiger und trockneten den Schweiß auf Hectors Glatze. Er blinzelte und versuchte, das Staubkorn loszuwerden, das in sein rechtes Auge geschleudert worden war.
„Ich sag’s dir jetzt zum letzten Mal: Atme gefälligst! Wir sind nicht zum Spaß hier!“
Hector zählte weiter die Sekunden.
Einundfünfzig.
Zweiundfünfzig.
Dreiundfünfzig.
Er wandte den Kopf nach rechts und sah in den hell erleuchteten Überwachungsraum. Hinter einer dicken Glasscheibe saßen zwei uniformierte Männer an einem Steuerpult; an der Rückwand blinkten Kontrollleuchten. Ein Mann in gelbem Schutzanzug wartete hinter der Tür, die Arme verschränkt.
Sechsundfünfzig.
Siebenundfünfzig.
Die Rotorblätter begannen zu klappern. Die Windmaschine schien an Kraft zu verlieren, nahm aber sofort wieder Tempo auf.
Sechzig.
Gegen seinen Willen sog Hector das Gas tief ein. Es brannte in der Nase, in der Luftröhre, in der Lunge. Es roch süßlich. Es schmeckte süßlich. Und es kroch in seinen Körper. Hector schüttelte sich, wollte es loswerden wie ein lästiges Insekt.
Plötzlich schrie er: „Aufhören! Hört sofort damit auf! Ihr habt den Falschen!“
Die beiden Uniformierten starrten ihn verständnislos an.
„Ihr habt mich verwechselt! Seht ihr das denn nicht?“, brüllte er. In seinem Rachen breitete sich ein unerträgliches Jucken aus.
„Das haben wir schon tausend Mal gehört.“ Der Versuchsleiter klang gereizt. „Also flenn hier gefälligst nicht rum!“
Hector begann zu husten. Seine Lunge verkrampfte sich, sie blähte sich auf und fiel in sich zusammen wie ein sterbender Stern.
Das Letzte, was er wahrnahm, war der Geruch.
Dieser süßliche Geruch.
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DAS LABOR (Band 1 der Shield-Trilogie)
In Las Vegas geht die Angst um: Detektoren greifen sich obdachlose Männer und verschleppen sie in ein unterirdisches Geheimlabor, wo sie für grausame Versuche missbraucht werden. Auch Jacks jüngerer Bruder wird entführt. Als Jack ihn retten will, gerät er in tödliche Gefahr …
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